Verlegung der Nahwärmeleitung im Kirchhof – keine alltägliche Aufgrabung

Auch die Kleinseelheimer Kirchengemeinde hat beschlossen, die Kirche an das Nahwärmenetz anschließen zu lassen, und diese bekommt dabei gleich eine nagelneue Heizungsanlage, die die bisherige über 30jährige Ölheizung ersetzt. Dabei besteht die technische Herausforderung darin, die in Form von warmem Wasser ankommende Wärme in ein System zu transformieren, welches die Kirche über warme Luft beheizt. Mit der Planung wurde das Ingenieurbüro EWT  beauftragt und eine auf Kirchenheizungen spezialisierte Installationsfirma wird im Laufe des Sommers den Einbau der Anlage übernehmen, sodass ab der Heizperiode 2019/20 die Kirche fast CO2-neutral mit Nahwärme beheizt werden wird.

Nachdem der Kirchenvorstand in Zusammenarbeit mit dem Gebäudemanager der Evangelischen Kirche Kurhessen-Waldeck mit Bauleiter und Genossenschaftsvorstand den Leitungsverlauf festgelegt hatte, musste zunächst die Denkmalpflege benachrichtigt werden. Die Auflage: Begleitung der Grabung durch einen Archäologen, da ja das Kirchengelände früher als Friedhof genutzt wurde.

So wurden die Gräben unter genauer Beobachtung durch das WiBA-Team (Wissenschaftliche Baugrund Archäologie) geöffnet. Eigentlich wurden keine großen Funde erwartet, da die Gräber in der Regel viel tiefer als die Nahwärmeleitung liegen. Aber es kam anders: vor allem vor dem Kirchenportal wurden mehrere sterbliche Überreste (vermutlich aus dem 19. Jahrhundert) entdeckt, die teilweise nur ca. 50 cm im Boden lagen. Eine plausible Erklärung: im Zuge des Anbaus der neuen, neobarocken Fassade im Jahre 1905 wurde vermutlich ein Teil des Hügels vor dem Eingang abgetragen.

So brauchte das (durch die Küsterin wohl versorgte) Archäologen-Team insgesamt mehrere Tage, um die Funde und deren Lage genau zu dokumentieren, die nun an anderer Stelle auf dem Kirchhof erneut in aller Stille bestattet wurden. Zurzeit werden die Gräben wieder geschlossen, und dann kann sich der Rasen erholen.

Anschließend werden die Fuß-Wege zur Kirche gepflastert und dabei der Boden vor der Kirche so an die bisherige Schwelle angeglichen, dass ein Barriere-freier Zugang geschaffen wird. Das ehemalige Kohlehäuschen am Eingang wurde mit einer Wasserleitung versehen, auch ein Zugang zum Abwasserkanal wurde vorbereitet, so dass in nicht allzu ferner Zukunft dort einmal Pilger-Toiletten eingerichtet werden können.

 

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