Die Bioenergiegenossenschaft beendet ihre Geschäftstätigkeit

Mit dem Verkauf ihres gesamten Besitzes stellt die Genossenschaft ihren  Geschäftsbetrieb ein und wird sich in Kürze auflösen.

Voraussichtlich am 9.12.2021 wird dazu um 20 Uhr im DGH eine ordentliche Generalversammlung der Genossenschaft statt finden (die Einladung wird fristgerecht erfolgen).

Die Ziele der Genossenschaft wurden erfolgreich umgesetzt:

  • Die EAM führt den Nahwärmebetrieb weiter und wird weitere Anschlüsse bauen.
  • Die Telekom versorgt fast das ganze Dorf mit Glasfaseranschlüssen im Haus.
  • Mit dem Tiefbauunternehmen Erdbau Brauer wurde ein neuer Betrieb in den Ort geholt, der das Anwesen Sandweg 33 als Betriebsgelände und Büro nutzt, nachdem sich das Rohrbau-Unternehmen Helmar schon vor längerer Zeit dort eingemietet hat.

Die Vorstandsmitglieder stehen weiterhin den Kleinseelheimer*innen beratend zur Verfügung (genauso wie alle Genossen sicher gerne Auskunft zu ihren Erfahrungen geben).

Wir danken allen Mitgliedern, Geschäftspartnern und Freunden für die Unterstützung und gute Zusammenarbeit!

Vorstand und Aufsichtsrat der Bioenergiegenossenschaft Kleinseelheim e.G.

Anfrage an die Stadtverordneten zu Fernwärmeprojekten

Sehr geehrte Damen und Herren,

wir wenden uns heute mit einer Anfrage an Sie in Ihren Rollen als Stadtverordnetenvorsteherin, Magistratsmitglied und Fraktionsvorsitzende mit der Bitte um Weiterleitung an alle Stadtverordneten Ihrer jeweiligen Fraktion.

Die globale Erderhitzung erfordert zur Reduzierung von Treibhausgasemissionen konsequentes Handeln in verschiedenen Bereichen (z.B. Mobilität, Industrie und Landwirtschaft, Wärme- und Warmwasserversorgung im Wohnbereich). Einiges wurde in den letzten Jahren in Deutschland und auch in Kirchhain vorangebracht, aber besonders im Gebäudesektor wurden die Klimaschutzziele bislang nicht erreicht. Experten sind sich einig: Hierzu ist auch und besonders die Initiative der Kommunen und der Kommunalpolitik gefragt. Als Anlage finden Sie hierzu das Protokoll eines Gesprächs mit regionalen und bundesweiten Akteuren, das die Bioenergiegenossenschaft angeregt und im Frühjahr 2021 mit organisiert hat.

Außer dem schon bestehenden Kleinseelheimer Fernwärmenetz sind aktuell im Gebiet der Stadt Kirchhain weitere in Planung. Diese sind ein wichtiger Beitrag zum Klimaschutz. Denn

  • mit Einzellösungen kommen wir sehr viel schlechter voran als mit Quartierskonzepten;
  • die Umstellung auf klimafreundliche Heizungen ist über Fernwärmenetze sehr viel schneller und mittel- bis langfristig kostengünstiger zu bewältigen als als mit dem Austausch einzelner Heizungsanlagen und über – trotzdem nach und nach notwendige – Dämmmaßnahmen.

Deswegen würden wir es begrüßen, wenn dem Antrag der Stausebacher Genossenschaft auf eine Bürgschaft der Stadt Kirchhain statt gegeben würde, auch wenn vor einigen Jahren eine Bürgschaft für unsere Genossenschaft abgelehnt wurde.

Umso wichtiger finden wir es aber, dass die Stadt Kirchhain mit den im Stadtparlament vertretenen Parteien Wege zur Unterstützung von Fernwärmenetzen in der Stadt weiterentwickelt.

Bei Fernwärmenetzen, die z.B. über holzige Biomasse oder mit Blockkraftwerken betrieben werden, sind – anders als beim Heizöl – die Investitionskosten der entscheidende Kostenfaktor, nicht der Brennstoff. Deswegen hängt ihre Wirtschaftlichkeit und damit der Wärmepreis entscheidend von der Anschlussdichte ab.

  • Eine kommunale Anschlussverpflichtung, wie schon von vielen Kommunen beschlossen, könnte da einen wichtigen Beitrag leisten, die Anschlussdichte bestehender und künftiger Netze zu verbessern.
  • Angesichts der großzügigen Förderung von Fernwärmeanschlüssen und der Verteuerung der fossilen Energieträger durch die CO2 Steuer kämen auf Hausbesitzer und Mieter keine unzumutbaren Härten zu. Im Gegenteil – es würde eine attraktive Alternative geboten.

Wie möchte Ihre Fraktion bestehende und künftige Fernwärmenetze unterstützen? Wie steht Ihre Fraktion in diesem Zusammenhang zu einer kommunalen Anschlussverpflichtung für Neubauten und ggf. bei anstehender Heizungserneuerung im Gebiet der Stadt Kirchhain?

Über eine Antwort von Ihnen würden wir uns freuen.

Mit freundlichen Grüßen

Ulrike Simon, im Namen des Vorstands und Aufsichtsrats der Bioenergiegenossenschaft Kleinseelheim eG

Web-Ex Gespräch mit MdB Sören Bartol

Im April hatten wir uns in einem offenen Brief zum Thema Wärmewende und Fernwärme an Herrn Sören Bartol gewendet. Daraufhin lud dieser alle im Verteiler Angesprochenen zu einem Web-Ex Gespräch ein. Dieses ausgesprochen konstruktive Gespräch, für das der Vorstand sich bei allen Beteiligten herzlich bedankt, hat nun stattgefunden.

Die Gesprächspunkte:

1. Die Runde diskutierte, ob Fernwärmenetze nicht nur in Bezug auf den Gebäudebereich eine Schlüsseltechnologie der Energiewende sein könnten.

Im Gebäudebereich können kollektive / quartiersbezogene Ansätze deutlich effektiver und auch kostengünstiger als Individuallösungen sein, denn

  • es kann schneller als durch aufwändige Dämmmaßnahmen (die natürlich im Laufe der Zeit auch umzusetzen sind) zu CO2-Einsparungen kommen, wenn ganze Quartiere ihre Wärme aus erneuerbaren Energien speisen,
  • Studien zeigen, dass Fernwärmenetze in der Gesamtrechnung günstiger sind als Individualheizungen, die ja schneller erneuert werden müssen als die lange haltenden Netze.

Zudem seien Fernwärmenetze Alleskönner:

  • Man könne sie einer Vielfalt von Energieträgern beheizen.
  • Bei Weiterentwicklung oder Neuentwicklungen von Energieträgern könnten diese bei bestehenden Wärmenetzen relativ kostengünstig ausgetauscht werden, weil nur der zentrale Ofen betroffen ist.
  • Sie könnten sektorübergreifend wirken, indem sie z.B. überschüssigen Strom aufnehmen und so als Stromspeicher dienen.

2. Die Teilnehmer*innen waren sich deswegen einig, dass seitens der Politik die gemeinschaftlichen Lösungen stärker gefördert werden sollten. Bisher läge der Schwerpunkt jedoch auf der Förderung von Individuallösungen

In diesem Zusammenhang wurde das dänische Modell als vorbildlich erwähnt. Hier seien die politischen Vorgaben eindeutig: wenn eine Region, ein Stadtteil oder ein Dorf sich für ein Wärmenetz entscheide, müsse jeder bei Erneuerung seiner Heizung daran teilnehmen.

In Deutschland fehle diese politische Unterstützung durch den Bund, die wegen der Priorisierung der individuellen (Wahl-)Freiheiten auf große Widerstände stoße. Das erkläre die Förderpraxis, bei bestehenden Wärmenetzen gleichzeitig auch Individuallösungen zu fördern.

Auch auf kommunaler Ebene sei die Verpflichtung zum Anschluss an bestehende Wärmenetze nicht überall durchsetzbar.

Sowohl Herr Bartol als auch die EAM sprachen sich aber für solche Verpflichtungen aus, seien sie nun auf kommunaler Ebene oder bundesweit beschlossen.

Dabei setzten sie aber nicht vordringlich auf Anschlusszwang sondern auf Anreize, z.B. die Verteuerung der fossilen Energiequellen durch die CO2 Abgabe oder die großzügige Förderung des Anschlusses an Fernwärmenetze.

3. Die Teilnehmer sprachen auch über die betriebswirtschaftliche Seite des Baus von Fernwärmenetzen. Diese könnten nicht nach ‚normalen‘ betriebswirtschaftlichen Gepflogenheiten berechnet werden, denn

  • sie seien nur wirtschaftlich, wenn so gut wie alle Anlieger auch anschlössen,
  • es könne und müsse eine Abschreibungsdauer angesetzt werden, die die üblichen 15-20 Jahre weit übersteige,
  • auch die Zeit, bis ein Netz angemessene Einnahmen verzeichnen könne, müsse länger als üblich angesetzt werden, weil Anlieger erst nach und nach ihre Heizung umstellten,
  • das erschwere das Engagement der regionalen Finanzinstitute, die sich, wie z.B. die Sparkasse Marburg-Biedenkopf, in besonderem Maße der regionalen Wertschöpfung verbunden fühlten und nachhaltige Themen sehr begrüßten. Gerade in Krisenzeiten habe sich dieses Selbstverständnis bewährt, das Kleinseelheimer Projekt sei hier beispielhaft.

Deswegen seien die o.a. genannten politischen Maßnahmen so wichtig, und es müssten die finanziellen Risiken ganz anders abgesichert werden als bisher, so die einhellige Meinung der Teilnehmer*innen.

4. Ein weiterer Diskussionspunkt war die Frage nach geeigneten Betreibern von Fernwärmenetzen.

In Dänemark seien die Fernwärmenetze weitgehend in Genossenschaftshand, was die Wärmepreise stabilisiere, weil es so ausreiche, kostendeckend zu arbeiten, und keine Profite erwartet würden.

Ob in Deutschland Genossenschaften, die das gesamte Risiko alleine tragen, das überall geeignete Geschäftsmodell sind, sei jedoch fraglich. Dass das konkrete Engagement vor Ort ein extrem wichtiger Faktor zur Umsetzung solcher Projekte sei, stehe außer Frage; Genossenschaften seien aber wirtschaftlich in der Regel eher schwach. Zudem seien die Belastungen für Ehrenamtliche sehr hoch, wenn sie nicht nur die wirtschaftlichen sondern auch die sozialen und persönlichen Risiken bei der Umsetzung solcher Projekte alleine schultern müssten. Kommunale Energieversorger z.B. wären da stärkere Betreiber.

Zur Absicherung der Risiken schlug Herr Bartol beispielsweise einen Fond des Bundes vor, der bei wirtschaftlichen Schwierigkeiten einspringen könnte.

Insgesamt war die Runde sich einig, dass eine verstärkte kommunale Energieplanung notwendig sei, die die Energiewende koordinierter als bisher voranbringt, wozu es aber der verstärkten Unterstützung der Kommunen durch den Bund bedürfe.

Hier das Protokoll als pdf: 210428 Protokoll Webex-Runde mit Sören Bartol 1

Hier eine Präsentation der EAM zur Rolle der Fernwärme bei der Energiewende: 20210428_Präsentation_EAM

Am Gespräch teilgenommen haben:

Sören Bartol (MdB)
Klaus Mindrup (MdB)
Dr. Judith Horrichs (Referentin SPD Bundestagsfraktion)
Olaf Kieser (Vorsitzender der Geschäftsführung der EAM)
Dr. Andreas Brors (Geschäftsführer der EAM EnergiePlus)
Sebastian Fink (Bereichsdirektor für Unternehmen und Selbstständige der Sparkasse Marburg-Biedenkopf)
Christina Scholz (Abteilungsleiterin Spezialfinanzierungen und Kommunen der Sparkasse Marburg-Biedenkopf)
Ulrike Simon (Vorstand Bioenergiegenossenschaft Kleinseelheim eG)
Prof. Dr. Rainer Waldhardt (Vorstand Bioenergiegenossenschaft Kleinseelheim eG)
Kurt Gibson (Vorstand Bioenergiegenossenschaft Kleinseelheim eG)
Dieter Bartelmess (Aufsichtsratsvorsitzender Nahwärme Rauschenberg eG)

 

Die Wärmewende ist off-track

Eine im Juni 2020 veröffentlichte Studie1, die vom Mieterbund und Verbänden der Wohnungswirtschaft in Auftrag gegeben wurde, kam zu dem Schluss, dass

  • es im Gebäudebereich eine Riesenförderlücke von bis zu 14 Mrd. € jährlich gäbe, um die nötigen Sanierungen wirtschaftlich und sozialverträglich durchführen zu können,
  • mehr Förderflexibilität notwendig sei,
  • es sinnvoll sei, nicht nur auf Dämmung zu setzen, sondern
  • dass relativ kurzfristig CO2 sparende Heizungslösungen verwirklicht werden sollten, z.B. aus erneuerbaren Quellen gespeiste Wärmenetze.

Fernwärmenetze sind laut dieser Studie eines der Lösungsansätze für die große Aufgabe der Dekarbonisierung des Gebäudesektors, und, wie wir meinen, gerade auch für den dörflichen Baubestand. Sie verdienen mehr Aufmerksamkeit. Das gilt für die schon bestehenden Fernwärmenetze: in unserem Landkreis gibt es mehr als 10 weitere dörflich / kleinstädtische Fernwärmenetze, deutschlandweit sind es über 100. Jedes zusätzlich angeschlossene Haus trägt zur Wärmewende bei.

Aber es sollte auch leichter möglich sein, neue Wärmenetze zu bauen, denn solche Projekte sind eine große Herausforderung und viele diesbezügliche Initiativen werden deswegen aufgegeben.

Unser Fernwärmeprojekt wurde im Jahre 2020 erfolgreich zu Ende geführt.

Aber, wie viele wissen, war die Umsetzung des Projekts eher schwierig und für alle Beteiligten sehr anstrengend. Auch wirtschaftliche Verluste mussten verkraftet werden.

Wir fänden es sehr schade, wenn wir deswegen nicht als Vorbild sondern ‚nachhaltig‘ als abschreckendes Beispiel dienen würden. Das wäre auch nicht angemessen.

Dass unsere, vom Grundsatz her sinnvolle, lokale Lösung für diese Problematik fast scheiterte und andernorts gar nicht erst versucht wird, hat strukturelle Gründe und ist nicht auf das Versagen der Akteure zurückzuführen, auch wenn durch ein gutes Zusammenspiel der Beteiligten erfolgreiche Projekte trotz der strukturellen Mängel möglich sind, wie die vielen erfolgreichen Bioenergiedörfer in unserem Landkreis zeigen.

Wie diese sind wir eigentlich eines der ‚innovativen Praxisbeispiele‘, an die laut Nachhaltigkeitsrat anzuknüpfen wäre. Dieser forderte im Jahr 2019 unter der Überschrift „Die Strategie muss liefern2 Taten statt Worte und empfahl, „… an die innovativen Praxisbeispiele anzuknüpfen, mit denen Initiativen in der Gesellschaft und von Unternehmen das Leitbild der Nachhaltigkeit eigenverantwortlich umsetzen. […] Konsequent und kreativ zu organisieren ist das produktive Zusammenwirken dieses Potenzials mit solchen Rahmenbedingungen, die Zielkorridore verbindlich gestalten und staatlich verantworten.“

Wenn wir also die Wärmewende tatsächlich voran treiben wollen, gilt es aus den positiven und negativen Erfahrungen solcher Initiativen zu lernen und auf den unterschiedlichen politischen Ebenen Unterstützungsmöglichkeiten zu entwickeln. Deswegen haben wir einen offenen Brief an unseren Bundestagsabgeordneten, Herrn Sören Bartol, geschrieben.

1 https://www.haufe.de/immobilien/wohnungswirtschaft/studie-klimaziel-in-wohngebaeuden-es-hakt-bei-der-foerderung_260_517966.html
2https://www.nachhaltigkeitsrat.de/wp-content/uploads/2019/06/RNE-Position_NHS_2020.pdf

Offener Brief an Herrn MdB Sören Bartol

Sehr geehrter Herr Bartol,

inzwischen ist es offiziell: Die Wärmewende ist off track, die Klimaziele für 2020 wurden in diesem Bereich nicht erreicht, das Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat muss nun innerhalb von 3 Monaten Vorschläge zur Abhilfe machen.

Als Bioenergiegenossenschaft, die ein Fernwärmenetz umgesetzt hat, wenden wir uns mit diesem offenen Brief an Sie, weil Sie unser Kreis-Abgeordneter in Berlin und zudem auch Mitglied des zuständigen Bundestagsausschusses für Bau, Wohnen, Stadtentwicklung und Kommunen sind.

Unsere Partner und wir können sehr stolz darauf sein, dass unser Fernwärmeprojekt erfolgreich zu Ende geführt wurde, und dass außerdem nun auch moderne FTTH Anschlüsse für fast alle Gebäude im Dorf zu haben sind. Auch wenn die Genossenschaft das Netz inzwischen an die EAM verkauft hat, liegt uns sehr daran, dass es weiter wächst und auch wirtschaftlich erfolgreich ist, und dass vielleicht auch andere Dörfer – trotz aller Hindernisse – eigene Fernwärmenetze bekommen.

Denn in unserem ländlichen Raum können viele Besitzer alter Bestandsgebäude nicht so einfach ihre Häuser nach modernen Qualitätsstandards dämmen. Es ist für sie auch schwierig, zufriedenstellende Alternativen zu den alten Ölheizungen zu finden. Die Gefahr besteht, dass Ausnahmen die Regel werden, und Ölheizungen weiterhin nicht massenhaft abgeschafft sondern nur durch effizientere Modelle ersetzt werden. Gleichzeitig eignen sich die Dörfer in unserer Gegend wegen der relativ engen Bebauung gut für Wärmenetze.

Wie Sie sicherlich wissen, hängt die Wirtschaftlichkeit von Fernwärmenetzen entscheidend von der Anschlussdichte, d.h. der Zahl der angeschlossenen Häuser, ab.

Der Bund kann die Akzeptanz von Fernwärmenetzen entscheidend durch folgende Maßnahmen erhöhen:

  • Wenn ein Fernwärmenetz zur Verfügung steht, sollten weniger umweltfreundliche Lösungen, z.B. eine Öl-Brennwertheizung in Kombination mit einer Photovoltaik-Anlage, nicht förderfähig sein.
  • Die Attraktivität des Anschlusses von Neubauten / Neubaugebieten an ein bestehendes Fernwärmenetz durch entsprechende Fördermöglichkeiten muss gesichert sein.
  • Bestehende und insbesondere zu bauende Wärmenetze müssen preislich mit anderen Heizungslösungen konkurrieren können, neben der CO2 Bepreisung fossiler Energiequellen wären dazu auch flexiblere Fördermöglichkeiten und Sicherheiten wichtig, die besser an die jeweiligen Anforderungen lokaler Projekte angepasst werden könnten,
  • Projekte wie das unsere, bei denen die Verwertung von Biomassen mit dem Betrieb einer entsprechenden Heizzentrale und einem Wärmenetz kombiniert sind, sind nur durch die lokale Zusammenarbeit verschiedener Akteure möglich. Dazu bedarf es der Stärkung kommunalen Organe, damit diese weit aktiver als bisher Klimaschutz-projekte initiieren und vorantreiben können.

Wir bitten Sie, unser Anliegen bei den nun anstehenden politischen Entscheidungsprozessen zu berücksichtigen.

Sehr gerne stehen wir für ein persönliches Gespräch mit Ihnen zu diesem Thema zur Verfügung.

Mit freundlichen Grüßen

Vorstand und Aufsichtsrat der Bioenergiegenossenschaft Kleinseelheim

Ulrike Simon, Prof. Dr. Rainer Waldhardt, Kurt Gibson

Dr. Gerhard Köster, Armin Kreider, Armin Bothur, Klaus Czekalla

Anlagen:

Rodungen im Dannenröder Forst – Wir brauchen die Verkehrswende.

Diese Eiche war 300 Jahre alt Foto: IG-Mobilität

„Weil es für Entscheider okay ist, die Einhaltung von Biodiversitätsabkommen zu gefährden, nicht aber einen Koalitionsbeschluss.“

(Disclaimer: Die hier geäußerten Ansichten sind die Ansichten der Autorin Ulrike Simon, sie entsprechen nicht unbedingt denen der Bioenergiegenossenschaft insgesamt.)

Ausschnitte aus einem ‚Spiegel‘ Artikel  * vom 12.11.2020 der Aktivistinnen Luisa Neubauer und Carola Rackete über den Protest im Dannenröder Forst

„[…] die Räumungen im Dannenröder Wald. Aktivisten hängen in den Bäumen, auf dem Boden stapfen viele Hundertschaften von Polizisten. Sie sind da, um die Aktivisten aus dem Weg und den Harvestern den Weg freizuräumen. Die Polizisten sind im Auftrag der schwarz-grünen Landesregierung da, die wiederum im Auftrag der Bundesregierung Asphalt durch diesen 300 Jahre alten Mischwald verlegen soll.

Die Aktivisten, die dort seit Monaten Baumhäuser bauen und Forstfahrzeuge blockieren, haben keinen formalen Auftrag, wenn überhaupt haben sie sich selbst den Auftrag gegeben, Bäume, Wald, Ökosysteme, Trinkwasser, Arten zu schützen vor einer Straße, deren Nutzen für das “öffentliche Interesse” mehr als umstritten ist.“

„[…] Wir befinden uns in einer Zeit, in der Verlust und Fragmentierung von Lebensräumen immer mehr zum Verhängnis wird, in der das 6. Massensterben der Arten global das wohl vernachlässigste und gleichzeitig verhängnisvollste ökologische Problem ist. Es ist auch ein moralischer Auftrag, von dem hier gesprochen wird, zum Schutz zukünftiger Generationen und der Menschen im Globalen Süden.

On paper haben wir den globalen ökologischen Zusammenbruch schon längst vertraglich besiegelt. Wenn man alle Verträge zusammenzählt, die wir Menschen zum heutigen Zeitpunkt schon unterschrieben haben, kommen wir bei einer vertraglich abgestimmten globalen Erwärmung von weit mehr als zwei Grad Celsius an.

Diese Verträge sind etwa solche zwischen Firmen und Ländern, die die Ausbeutung bestimmter fossiler Rohstoffe regeln, wie etwa die zwischen dem Land NRW und dem Kohlekonzern RWE. […] Und das sind Verträge, wie sie Koalitionen oder Staaten intern beschließen, wie etwa der Koalitionsvertrag des Landes Hessen, in dem sich die schwarz-grüne Koalition darauf verständigt, noch in der aktuellen Legislatur einen Autobahnabschnitt zwischen Kassel und Gießen zu bauen.“

„[…] Ganz legal werden aus Lebensgrundlagen Lebensgefahren. Nun hat man schon vor Langem angefangen, Auswege zu erarbeiten – etwa in Form von Biodiversitäts- und Klimaabkommen. Diese Verträge, Abkommen, Erklärungen sollen Menschen, Nicht-Menschen und Menschheit vor dem ökologischen Kollaps bewahren. Und genau diese werden nun gebrochen. Warum? Weil einige die Macht haben zu entscheiden, dass es in Ordnung ist, das Pariser Abkommen zu brechen, nicht aber einen Straßenbauvertrag.“

„[…] Die entscheidende Feststellung vom Dannenröder Wald ist die: Wir werden in den nächsten Jahren immer weiter, immer mehr Verträge brechen müssen. Die Frage ist nur, welche das sein werden – und wer die Macht hat zu entscheiden welche.“

„[…] In einer Zeit, in der die größten Gefahren für alle vom Nicht-Handeln ausgeht, vom Nicht-Intervenieren, vom Weggucken und Weiter-so, wird der Ruf nach Systemwandel zu einer schlichten Notwendigkeit, für den Schutz von Leben auf diesem Planeten. Diejenigen, die das verstanden haben, sie sitzen in diesem Augenblick auf Brettern, Seilen und Ästen hoch oben im Dannenröder Wald.“

 * fälschlicherweise stand vorher, dass dieser Artikel in der Zeitung  ‘Die Welt’ erschienen sei, ich bitte, den Fehler zu entschuldigen

Verkauf des Nahwärmenetzes an die EAM

Im August 2020 beschlossen die Mitglieder der Bioenergiegenossenschaft Kleinseelheim eG den Verkauf des Nahwärmenetzes an die EAM Energieplus GmbH. Nachdem die Heizzentrale von Anfang an im Besitz der EAM war, ist die Firma nun alleinige Betreiberin des fast allen Kleinseelheimer*innen offenstehenden Nahwärmeangebots. Die Genossenschaft ist noch im Besitz des Mikrorohrnetzes, das sie an die Telekom vermietet hat, und worüber fast jedes Haus in Kleinseelheim mit Glasfaser bis ins Haus (FTTH) versorgt werden kann. Das Anwesen im Sandweg 33 steht zum Verkauf.

Hintergrund des Beschlusses ist die angespannte finanzielle Lage der Genossenschaft. Nach Abschluss aller Transaktionen wird die Genossenschaft schuldenfrei sein. Mittelfristig ist geplant, die Genossenschaft in einen Verein umzuwandeln.

Wir bedanken uns herzlich für das uns entgegengebrachte Vertrauen und bedanken uns bei allen Partnern für die konstruktive Zusammenarbeit. Wir sind traurig, dass sich unser Projekt in der ursprünglich gedachten genossenschaftlichen Form nicht halten ließ. Wir sind jedoch froh und stolz darauf, dass das Projekt verwirklicht wurde, und wir nun eine sichere, zukunfts- und ausbaufähige Wärme- und Glasfaserversorgung im Dorf haben. Wir sind sicher, dass mit dem Energieversorger EAM, einem Unternehmen in kommunaler Hand, ein vertrauenswürdiger und verlässlicher Partner gefunden wurde.

Vorstand und Aufsichtsrat der Bioenergiegenossenschaft Kleinseelheim eG

Selbstverständlich können Sie sich weiterhin bei Fragen zur Nahwärme und Glasfaser gerne an uns wenden.

Unsere Genossenschaft gewinnt Ehrenamtspreis der SPD

Ulrike Simon und Rainer Waldhardt haben am 29.11.2019 stellvertretend für die Genossenschaftsmitglieder den mit 350 € dotierten Ehrenamtspreis der SPD Hessen Nord entgegengenommen, der in diesem Jahr zum 10ten Mal verliehen wurde und unter dem Schwerpunkt ‚Umweltschutz, Klima und Energie‘ stand. Wir haben uns sehr über diese Anerkennung gefreut und bedanken uns recht herzlich bei der Jury, die uns ausgewählt hat, und dem Parteibezirk.
In unserer Dankesrede haben wir unser Projekt vorgestellt, der SPD aber auch einige Denkanstöße mitgegeben – die wir übrigens den anderen Parteien genauso übermitteln könnten und würden.
Wir haben uns gefreut, dass diese Worte von den Anwesenden sehr wohlwollend aufgenommen wurden.

Hier nun unsere Worte an die SPD:

„Wir wurden ja von Mitgliedern Ihrer Partei vorgeschlagen, die sehr genau mitbekommen haben, was es uns als Ehrenamtliche gekostet hat, dieses Netz zu bauen, wir waren oft am Rande unserer Kapazitäten, unserer Nerven und auch unserer Gesundheit. Deswegen freuen wir uns auch sehr über die Anerkennung.
Als Partei sollten Sie, so finden wir, aber darüber nachdenken, dass die gesamtgesellschaftliche Energiewende nicht allein über engagierte Ehrenamtliche gestemmt werden kann. Das zeigen unsere Erfahrungen.

Es gibt sehr viele Dörfer mit vielen alten Ölheizungen, in denen im Zusammenhang mit dem Klimaschutzgesetz die Frage nach einer umweltfreundlichen Heizungsalternative aufkommen wird. Aber in den wenigsten werden sich Genossenschaften wie die unsere bilden, denn engagierte Ehrenamtliche, die sich ein solches Projekt zutrauen, die Zeit dafür haben und im Idealfall auch einiges an Expertenwissen mitbringen gibt es nicht überall. Hier sollte z.B. kreativ über kommunale Partnerschaften mit Energieversorgern nachgedacht werden.

Ehrenamtliche sind dabei als Vertreter*innen der Bürger*innen vor Ort sehr wichtig, das haben wir gemerkt – es gibt so viele ‚kleine‘ Probleme während eines solchen Projektes, die für die Betroffenen aber riesig sind, und da braucht man Menschen vor Ort, die zuhören, mit allen Betroffenen sprechen und dafür sorgen, dass einvernehmliche Lösungen gefunden werden.

Vielleicht könnten sich auf den Dörfern auch Einkaufsgemeinschaften für gemeinsame Heizungskäufe bilden.
Aber für Nahwärmenetze, die aus unserer Sicht wirklich eine sinnvolle Alternative sind, braucht man für die Bauplanung, Durchführung und Buchführung Profis. Wir hatten professionelle Unterstützung, waren aber immer wieder direkt in alle Bereiche involviert.

Auch die finanziellen Risiken sollten auf stärkeren Schultern ruhen. Der Staat z.B. kann in Bezug auf Glasfaser- und Nahwärmenetze, die ja 50 bis 100 Jahre halten sollen, einen ganz anderen Atem haben als eine Genossenschaft mit Nachwuchsproblemen.
Hier sollten die Kommunen personell und finanziell weitaus besser ausgestattet werden. Denn auch die Verwaltungen sind bei solchen Projekten weitaus mehr als bisher gefordert und müssen sich auf neue Aufgaben im Dialog mit den Bürgern einstellen.“

Jetzt auf klimafreundliches Heizen umsteigen

Das Klimaschutzgesetz der Bundesregierung zeigt Wege auf

Vor einigen Jahrzehnten waren Ölheizungen wirtschaftlich und modern. Aber die Zeiten haben sich geändert und in Neubauten werden kaum noch Ölheizungen eingebaut. Denn das Heizen mit Öl ist heute viel teurer und wird – auch aufgrund einer CO2‐Steuer, über deren Höhe in Berlin noch beraten wird – im Preis weiter zulegen.

Ein weiterer Grund für die zunehmende Abkehr von Ölheizungen ist deren klimaschädliche Wirkung, die auch bei neuen Ölheizungen besteht. Denn mit jedem Liter verbranntem Heizöl werden 2,7 kg CO2 freigesetzt. Extremwetterereignisse sowie heiße und trockene Sommer sind Folgen davon, die wir auch in Kleinseelheim zunehmend spüren. Besonders betroffen ist auch die Landwirtschaft, und weltweit sind die Folgen des Klimawandels dramatisch.

Daher ist auch nach dem Anfang Oktober im Bundeskabinett beschlossenen Klimaschutzgesetz vorgesehen, dass ab 2026 neue Ölheizungen nicht mehr eingebaut werden dürfen. Und gleichzeitig zeigt das Klimaschutzgesetz Wege auf, bereits jetzt auf klimafreundliches Heizen umzusteigen. Spätestens nach Verabschiedung des Klimaschutzgesetzes im Bundestag und Bundesrat gilt: Die Energiewende im Heizungskeller hat begonnen.

In Kleinseelheim wird diese Wende leicht gemacht. Das seit 2017 in den meisten Straßen verlegte Nahwärmenetz beliefert derzeit etwa 70 Häuser im Ort mit Wärme, die im Heizhaus der EAM aus regionaler holziger Biomasse produziert wird. Auch beim Verbrennen dieser Biomasse wird CO2 freigesetzt, aber dieses wurde vorher beim Aufwachsen von Sträuchern und Bäumen hier in der Region aus der Luft entzogen. Daher ist das Heizen mit der holzigen Biomasse im Kleinseelheimer „Bioowe“ klimaschonend.

An das örtliche Nahwärmenetz sind unter anderem das Dorfgemeinschaftshaus, die Kita, die Feuerwehr und die Kirche angeschlossen. Dort, wie in den übrigen angeschlossenen Häusern, hat sich die Technik des Nahwärmenetzes bewährt. Und wo früher Heizöltanks und Ölbrenner Ölgeruch in den Häusern verursachten, ist die Luft jetzt sauber und zusätzlicher Kellerraum verfügbar. Fragen Sie einfach ihre Nachbarn, die auf Nahwärme umgestiegen sind, welche Erfahrungen diese gemacht haben.

Weitere Häuser können problemlos an das Nahwärmenetz angeschlossen werden. Wer sich dazu kurzfristig entschließt, um spätestens zur Heizperiode 2021/22 Nahwärme zu beziehen, kommt in den Genuss staatlicher Förderung. So wird zum Beispiel der Einbau der modernen Wärmeübergabestation, die im Auftrag der Bioenergiegenossenschaft an der Wand montiert, gewartet und wenn nötig repariert oder ausgetauscht wird, durch den Staat unterstützt. Ein weiterer Vorteil der Versorgung mit Wärme zum Heizen und für Warmwasser über das Nahwärmenetz ist die Preisgestaltung. Der vertraglich geregelte Wärmepreis ist für die Mitglieder der Genossenschaft transparent.

Natürlich können auch Häuser an das Nahwärmenetz angeschlossen werden, die aktuell z.B. mit Nachtspeicheröfen beheizt werden. Zwar ist dann der Aufwand zur Umstellung auf Heizen mit Nahwärme größer, aber auch das rechnet sich in nur wenigen Jahren. Und die Bauarbeiten im Haus sind längst nicht so aufwändig wie viele denken. Mitglieder der Bioenergiegenossenschaft, die von Nachtspeicheröfen auf Nahwärme umgestiegen sind, sind gerne dazu bereit, von ihren Erfahrungen zu berichten.

Möchten Sie mit der Bioenergiegenossenschaft über Ihre Heizung sprechen? Dann rufen Sie uns vom Vorstand und Aufsichtsrat der Genossenschaft einfach an, und wir vereinbaren einen Termin:

Ulrike Simon (6554), Rainer Waldhardt (0160‐96661735), Kurt Gibson (7873), Armin Bothur (899983), Gerhard Köster (857664), Armin Kreider (4977), Martin Methfessel (7200), Klaus Czekalla (01575‐8838132).